Ich beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit dem Johannesevangelium. Es hat mir schon immer am besten gefallen und immer wenn ich damit durch war, hatt ich irgendwie das Bedürfnis es noch einmal zu lesen. Dabei bin ich über einen Satz in Kapitel 3,36 gestossen, der mich sehr überrascht hat. Eigentlich ist der Satz vollkommen klar und logisch, dennoch hat er mich irgendwie vom Hocker gehaun:
Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Irgendwie hab ich den zweiten Teil dieses Satzes nicht gelesen. Ich mein schon gelesen, aber irgendwie wohl nicht richtig. Ich hab mich nur um den ersten Teil gekümmert. Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben. Ein einfacher und doch so wichtiger Satz.
Aber der hintere Teil des Satzes hat mich wirklich überrascht. Es war mir klar, dass man ohne Jesus vor Gott nicht bestehen kann. Nur durch ihn können wir vor Gott gerechtfertigt werden. Aber der hintere Satzteil ist ebenso klar und einfach zu verstehen. Gottes Zorn ist nicht erst beim letzten Gericht ein Problem für uns. Er wird nicht erst dann vorhanden sein. Nein Gott ist schon jetzt auf uns zornig. Er ist zornig ob unseres Ungehorsams und unserer verstockten Herzen.
Wir alle haben Glück, dass Gott nicht der Gott des Zorns ist, sondern der Gott der Liebe und der Gnade. Jetzt ist noch Gnadenzeit. Jetzt haben wir noch die Gelegenheit Jesus als unseren Herrn anzunehmen. Sein Opfer, seine Heilstat für uns anzunehmen. Damit wir das ewige Leben haben, ewige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
Doch eines Tages werden diese Zeiten vorüber sein. Dann werden die Schalen des Zorns ausgegossen werden. Ich weiß das klingt jetzt irgendwie nicht nach Liebe. Aber es ist nun mal so. Die Menschen haben leider ein vollkommen falsches Bild von Gott. Er ist nun mal nicht der liebe alte Herr mit Bart. Er sagt nun mal nicht: „Ok – du hast mich zwar Dein ganzes Leben mißachtet, beleidigt und meine Kinder verspottet, geschlagen und getötet – aber ich bin nun mal der liebe Gott. Also komm rein.“ Nö das wird er nicht sagen. Er sagt: wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben. Wer das nicht tut der hat den ewigen Zorn.
Du meinst wohl: er ist der Gott der Liebe, wenn man ihm gehorcht?
Abweichler bekommen (angeblich nachdem sie gestorben sind) den Gott des Zorns zu spüren. Momentan spürt man jedenfalls nichts.
Oh, und das Verhalten deines Gott Klingt sehr diktatorisch in meinen Ohren.
Puh Markus,
ich denke, du solltest Gott lieber nicht herausfordern. Wir wollen doch, dass es so bleibt und du vom Zorn Gottes nichts spürst. :)
Und ja, Gott wird eines Tages Gerechtigkeit schaffen. Ich wünschte mir auch, er wäre allen Menschen gnädig. Ich bete auch dafür, aber ich habe wirklich Zweifel, ob er das machen wird. Was gerecht ist und was nicht, legt er eben doch selber fest und die Bibel hat hier einige sehr klare Worte, so wie diesen Vers hier …
Ich denke im übrigen, dass der Vers auch eine etwas tiefere Bedeutung hat. Es heißt ja, „wer nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen“. Es geht also nicht nur um das Leben nach dem Tod, sondern auch um das Leben im Diesseits. Und wer nicht glaubt, der sieht es nicht, ja er hat es noch nie gesehen! Markus, du weißt nicht, was du verpasst!
Was die Menschen hier sehen ist „dahinvegetieren“, aber „Leben“ im biblischen Sinne (im Johannesevangelium taucht das besonders oft auf) ist mehr als das. „Leben“ bedeutet „Leben in Christus“ und das bedeutet Liebe, Freude, Friede, … bis in alle Ewigkeit!
Ganz einfach eigentlich die Stelle: ein Mensch, der liebt, ist doch auch zornig und sauer, wenn der Geliebte fremd geht?! Und je größer die Liebe ist, die ausgeschlagen wird, desto weher tut es dem Liebenden… da mischen sich Zorn, Wut, Eifersucht, Trauer… alles zu finden in den Beschreibungen von Gott.
@Markus: nochmal das ist Gott – wir sind seine Geschöpfe, nicht seine Herren. Er stellt die Regeln auf.
@Philip: uuups da hab ich den Halbsatz “wer nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen” ja total übersehen – und das obwohl ich mir den Satz doch jetzt schon genauer überprüft habe. Danke für die Auslegung!
@Christof: danke für das Beispiel – das macht es doch ziemlich deutlich
Gott ist gerecht. Absolut gerecht. Und es ist nun mal schlicht und ergreifend gerecht, wenn wir die Suppe, die wir uns selbst eingebrockt haben, auch auslöffeln.
Dass es neben der Gerechtigkeit, nach der wir alle zu verurteilen sind, auch noch eine „Hintertür“ gibt, haben wir Christus zu verdanken. Wer zu seinem Gefolge zählt, gegen den hat der große Ankläger keine Handhabe. Das hat der glücklicherweise selbst verbockt.
Für alle Anderen gilt jedoch, dass der große Ankläger die Anklage Punkt für Punkt auf den Tisch bringen wird und Gerechtigkeit fordern wird. Und dann wird den Angeklagten Gerechtigkeit zuteil. Keine besonders lustige Aussicht!
Ich denke ebenfalls, es ist nicht der ‚liebe Gott‘, es ist vielmehr der ‚lebendige Gott‘.
Wie das nun genau mit dem Zorn Gottes ist – ich weiss es natürlich auch nicht. In den Paulus-Briefen wird jedenfalls deutlich, dass „Sünde“ den „Zorn“ Gottes hervorruft. Sünde dürfen wir als Gottesferne verstehen, also wenn wir in Gedanken und Äusserungen und unserem Tun überhaupt keine Rücksicht auf die Liebe Gottes und seines Sohnes nehmen.
Drehen wir den Spieß einfach um: Wollen wir einen Gott, dem gleichgültig ist, was wir tun? Einen Gott, der einfach so Gnade gewährt, auch wenn wir schnellen Schrittes und bewußt und bösartig entgegen seinen Botschaften handeln?
Gnade (und Liebe) kommt unerwartet, einverstanden. Vermutlich aber nicht, wenn wir uns bewußt für andere Wege entscheiden. Was ist also in diesem Fall gegen „heiligen Zorn“ einzuwenden?
Vor allem dann, wenn wir in unzähligen Botschaften erfahren haben, dass eine glaubhafte (!) Umkehr – selbst in letzter Minute (!) – alles zur Erlösung wendet?
Grüße, K.
@stefansleben: Deine Definition von Sünde ist beinahe korrekt. Sünde, das ist die Auflehnung gegen Gott. So in der Art, wie der Satan das damals Eva vorgelogen hat: „Ihr werdet sein wie Gott“. Die Gottesferne ist dann eine direkte und logische Folge der Sünde.
Sünde hat als Nebeneffekt noch andere Dinge zur Folge: Mord, Angst, Neid, Hass, Habsucht, Gier und was es da Alles so gibt. Diese Dinge sind nicht Sünde im eigentlichen Sinn, sondern sind Folge, Resultat der Sünde resp. der Gottesferne. So gesehen hast Du das gut getroffen :)
Und ihr sollt nicht andern Göttern nachfolgen, den Göttern der Völker, die um euch her sind – denn der HERR, dein Gott, ist ein eifernder Gott in deiner Mitte –, dass nicht der Zorn des HERRN, deines Gottes, über dich entbrenne und dich vertilge von der Erde.
(5. Mose 6,14-16)
Ewig gültig.