Momentan fühle ich mich fern von Gott. Viele Dinge gehen mir durch den Kopf, resultierend aus Verfehlungen und alten Sünden, Dingen die ich hier im Blog geschrieben habe oder aber bei Wegi, Stefan oder anderen Blogs gelesen/kommentiert habe. Ich fühle mich irgendwie an einem Scheideweg stehend.
Wie immer in Krankheit oder Problemen – egal ob mit Menschen, der Welt oder Gott neige ich dazu mich zurückzuziehen. Ich möchte dann mit niemanden sprechen und auch nicht, dass mich jemand anspricht.
In meiner Beziehung zu Gott drückte sich das in einem kurzen geistlichen „Hallo“ am Abend und dem Verzicht des Bibel lesens aus. Ich weiß natürlich, daß das nicht gut für mich ist und das Gott weder etwas für meine Verfehlungen, noch für meine verdrehten Gedanken kann. So konnte das nicht weiter gehen…
So kniete ich mich des Abends hin und bat Gott um Verzeihung für meine Dummheit und meine Gefühle (Glaube ist nunmal kein Gefühl – wann lerne ich das endlich). Ich war nicht in der Lage die Bibel herzunehmen und einfach beim Johannes Evangelium weiterzumachen. Deshalb schloss ich die Bibel und bat Gott eine Stelle auszusuchen für mich. Ich schlug die Bibel auf und ich war beim Psalm 1.
1 Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen,2 noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2 sondern seine Lust hat am Gesetz3 des Herrn und über sein Gesetz nachsinnt4 Tag und Nacht. 3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl. 4 Nicht so die Gottlosen, sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. 5 Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. 6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten; aber der Weg der Gottlosen führt ins Verderben.
Ich fragte mich, warum Gott mir gerade diese Stelle zeigen will. Beim nachdenken darüber begriff ich, dass der Herr mir hier einen Weg aufzeigt. Es geht nicht so sehr und diese Dinge um die ich mir Gedanken gemacht habe, noch nicht einmal darum, wie ich mich dabei fühle. Es geht letzlich darum den Weg des Herrn zu gehen und Frucht zu bringen. Folge einfach dem Weg des Herrn und du wirst Frucht bringen. Das passte zu den beiden Wörtern, die mir der Herr die letzten Jahre auf meine Fragen immer wieder ins Herz gab: „geh einfach“.
Da der Herr schonmal dabei war mir was zu erklären, beantwortete er mich gleich auch meine (Zweifel) Fragen was die Gottlosen in dem Psalm betrifft: es geht nicht (wie man sofort geneigt ist) um die weltlichen Erfolge des Gottlosen. Es geht um Frucht. Der Gerechte hat Frucht im Sinne Gottes, der Gottlose nicht. Eines Tages wird alles dem Blick des Herrn standhalten müssen. Und dann werden all die weltlichen Erfolge der Gottlosen nicht mehr viel bedeuten …
Denk an dich im Gebet!
Hi,
mich erinnert Deine Situation ein Wenig an einen Artikel, den ich neulich gelesen habe: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/02/was-geht-mich-vietnam-ich-habe.html
und das, was ich selber darüber geschrieben habe:
http://www.rorkvell.de/news/2009/Orgasmus_oder_Politik
Beide Artikel sind etwas länglich, aber vielleicht hilft es, Deine Situation in einem anderen Zusammenhang zu sehen :)
Die „Erfolge“ der Gottlosen sind übrigens nicht erst bei Christi Rückkehr Makulatur, sondern jetzt schon.
@ wegbegleiter: Danke!
@Siegfried: das Problem mit der Welt ist, dass die Welt nicht sieht, dass diese Erfolge Nichtigkeit sind. Auch Gläubige (die Psalmen sind voll davon) stellen sich immer wieder die Frage, warum immer die anderen Geld/Erfolg haben. Der unterschied ist, dass Gläubige wissen, dass diese Welt endet und aller Reichtum/Erfolg nichts ist.
Was Deine Artikel angeht, so habe ich sie leider nicht auf mich projezieren können – vll. sehe ich mom nicht so gut. Dennoch danke dafür. Mein Problem war/ist, dass ich einfach nicht kapiere, dass ich nicht nachdenken soll über alles und jedes. Ich soll einfach nur gehen! Mit dem Herrn – für den Herrn. Den Rest einfach Gott überlassen und gut iss! Ob ich es schaffe?
Gott lässt Niemanden alleine. Also schaffst Du es.
Ansonsten: Nachdenken ist grundsätzlich sehr gut. Es sollte nur nicht davon abhalten, etwas zu tun. Insofern entsprechen Teile des Artikels der Situation: Ausharren auf einem nach menschlichen Maßstäben verlorenem Posten. Weiter machen, weiter gehen, auch, wenn man den Erfolg nicht sieht. Auch und gerade in solchen „Kleinigkeiten“, die die Weltverbesserer als verlorene Zeit abtun. Ein Christ muss die Welt nicht verbessern, er repräsentiert bereits eine nicht nur verbesserte, sondern vollkommene Welt. Eine, die nicht durch Menschen, sondern durch Gott geschaffen wurde. Eine Repräsentation hat nun Nichts mit Erfolg oder Nichterfolg zu tun, sondern ist einfach eine Tatsache. Erfolg oder Nichterfolg ist dessen, dessen Welt wir repräsentieren.
Ob Du also erfolgreich bist oder nicht (gerade nach menschlichen oder auch nach Deinen eigenen Maßstäben) ist gar nicht relevant. Relevant ist nur, ob Du bereit bist und Gott zur Verfügung stehst.
Insofern hast Du also mit Deiner Analyse Recht. Einfach nur gehen. Erfolg oder Nichterfolg Gott überlassen. Darüber nachdenken kann allerdings auch nicht schaden.
Die Welt hat übrigens noch wesentlich mehr Probleme als nur die fehlende Perspektive für das, was wichtig ist :)
Servus Siegfried,
danke, jetzt verstehe ich was du meinst! Mein Problem war genau das: vor lauter nachdenken oder aber auch faullenzen hab ich nichts mehr getan. Ich bin einfach nicht mehr weiter gegangen.
Es hat wirklich lange gedauert bis ich das verstanden habe, das nachsinnen zwar gut ist und auch von Gott gewollt, dass aber gleichzeitig das Gehen nicht ausbleiben darf. Im Prinzip ist es einfach: man muss sich nicht überlegen, was man für tolle Sachen für Gott anstellen kann. Man muss einfach sein ganzes Leben dem Herrn geben und mit Ihm gehen. Den Rest macht Gott allein …
Jetzt wo ich das verstanden habe, muss ich es nur noch machen.
Nochmals danke für Deine Erklärung! Ich hätte gleich Dich fragen sollen :)
Immer gerne :)
Und gut zu wissen, dass es noch mehr Menschen gibt, die ihren Weg mit Gott gehen. Wenn unser Hauskreis nicht wäre, würde ich sonst glatt ab und zu so eine Art Einsamkeits-Anfall bekommen. Es ist beruhigend, zu wissen, dass auch in den unendlichen Weiten des Internet der eine oder andere Christ zu finden ist.
Ich glaube es gibt mehr Menschen die mit Gott gehen als wir denken. Aber ich kann dich verstehen – fühle mich selbst auch oft so. Aber Gefühle zählen nicht viel. Dein Satz „Weiter machen, weiter gehen, auch, wenn man den Erfolg nicht sieht.“ erinnert mich an die Geschichte von dem „kleinen Mann in der George Street“ http://jesusundich.de/me/die-wirkung-von-gehorsam-und-demut.html hier. Auch er hat zig Jahre lang Traktate verteilt ohne zu wissen welche Frucht sein Dienst gebracht hat. Die Resultate (und einfach alles wie z.B Antworten auf alle unsere Fragen) werden wir wohl erst im Himmel sehen…